Schönheitsverständnis 2.0

 

In den Ferien habe ich anscheinend Zeit um eine Menge brauchbares, aber auch unbrauchbares zu lesen. Daher bin ich nun seit dem Wochenende über die neuen Trends im Bereich der Schönheitsindustrie bestens informiert.
Die Chirurgie hat nun in diesem Sektor wieder einiges zu bieten.

Ich gebe zu, in manchen verzweifelten Stunden sehne ich mich auch nach einer grandiosen Fachperson, die mir den Faltenwurf in meinem Gesicht etwas glätten könnte. Und angesichts der zahlreichen Eingriffe an allen möglichen Ecken und Enden des menschlichen Körpers, ist dies heute zu einer Minibehandlung degradiert worden. Routine wie bei einer Blinddarmoperation sozusagen. 

In Zeiten wie diesen schwappen nun ganz neue Trends über den großen Teich zu uns. Da ist nichts mit nur ein bisserl nachbessern, nein, da geht es wirklich um gravierende Veränderungen. Beispielsweise die Augenbrauentransplantation! 

Diese ist dazu da, um dem Gesicht mehr Persönlichkeit zu verschaffen. 

Ja, das kann ich schon irgendwie nachvollziehen. Denn hat man sich zum Beispiel, als optisch engelsgleiches, zartes Wesen in einer männerdominierten Branche zu beweisen, kann dies mit strengen Augenbrauen à la Lily Monster schon im Vorfeld etwas Respekt verschaffen. 

Also ganz schön praktisch! 

Stars aus Hollywood zeigen uns wie es geht. Vielleicht ist das bei der Aushandlung der Gage hilfreich? Strenger Blick – mehr Kohle einstreifen. Na, dann hat ja alles seine Berechtigung. 

Aber der zweite Trend gibt mir doch etwas zu denken. 

Nachdem viele Menschen auf den Social Media Kanälen durch Photoshop und zahlreiche Filter aufgehübscht werden, möchten einige dieser Fotoprachtstücke nun auch im „wirklichen Leben“ geschönte „Filterperfektion“ erreichen. 

Das kann dann schon eine ziemlich große Baustelle werden. Und Doktor Schnipsel darf an allen möglichen Körperteilen wegnehmen, auffüllen, absaugen, glätten und nachbessern. 

Solange bis das wirkliche ICH dem Instagram-ICH gleicht. 

Schon ein bisschen selbstverliebt, wenn der Maßstab das aufgemotzte ICH ist – oder?

Und der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. 

Die Selfiewelt hat sich verselbstständigt und erschafft die eigenen Abklatsche – nur schöner natürlich.

Ich bin schon auf den nächsten Trend aus Übersee gespannt und ich befürchte meine Phantasie reicht für eine Prognose kaum aus. 

Oder vielleicht doch: Großer Zeh wird nach dem Ebenbild meines Hundes modelliert – das könnte hinkommen. 

Ansonsten fällt mir momentan nichts brauchbares ein.

Außer, dass das Schönheitsverständnis 2.0 doch etwas skurril ist…

 

Charme ist der unsichtbare Teil der Schönheit, ohne den niemand wirklich schön sein kann -Sophia Loren

 

 

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