Hilfe – wo ist mein „BrauchtumsGen“?

In aller Herrgottsfrühe wurde ich heute quasi aus dem Bett geschossen. Blitzartig wurde mir klar, dass es sich beim heutigen Tag um das ultimative Datum zum Heiraten handelt. Der 18.08.18 und dies auch noch an einem Samstag, dürfte viele zum Gang vor den Traualtar bewegt haben. Ist auch ganz praktisch, denn somit kann sich wahrscheinlich der vergesslichste aller Ehemänner auch noch Jahre später an dieses Datum erinnern. Und seine Angetraute darf darauf hoffen, immer mit einer Aufmerksamkeit zum Jahrestag beglückt zu werden. 

Sehr schlau eigentlich und jeder wie er mag! 

Das Problem allerdings, besteht für mich an der begleitenden Knallerei bei solchen Ereignissen. Nicht nur an so einem magischen Datumstag, sondern bei jeder Hochzeit in der Umgebung. Da wird das Brautpaar im Morgengrauen schon mit Schüssen aus dem Bett geholt und natürlich eine ganze Region dazu. 

Da ist nix mit Pipifatz Krachern – nein, ordentliches BumBum muss es sein. Schön und gut, denn nach dem Aufwecken könnte dann diese monströse Kanone doch wieder abtransportiert werden und es würde wieder Ruhe herrschen. Aber, so funktioniert dies bei diesem Brauch leider nicht! Nein, da wird hinterher noch in regelmässigen Abständen stundenlang dahingeschossen. Ich vermute die Braut ist sicher nach den ersten Krachern putzmunter, somit ist das Tagwerk doch vollbracht und die Donnerei könnte eingestellt werden. Sollte sie nach dieser Attacke noch nicht aus den Federn gehüpft sein, müsste man sich wahrlich Sorgen machen, denn dann müsste etwas immens Schlimmes passiert sein und es dürfte keine Hochzeit stattfinden.

Also warum noch weiter ballern? 

Verlangt diese Abfolge der Brauch wirklich? 

Hmmm…oder ist dies nur von Menschen mit erhöhtem Bedürfnis nach Knallerei so eingeführt worden? 

Müssen solche Bräuche auch wirklich ewig fortbestehen? 

Darf man da Brauchtumsbrüchig werden und so etwas neu überdenken? 

Ich vermute Nachdenken hat niemand verboten, somit könnte man über gewisse Dinge grübeln und diese dann eventuell neu handhaben. Meist wird dieser besondere Tag ja akribisch geplant und minutiös vorbereitet. 

Passen da solche „Showeinlagen“ überhaupt dazu? 

Oder werden diese gar gewünscht? 

Ich befürchte solche Bräute stehen oft mit nervösen Zuckungen, nach diesem Dauerbeschuss, vorm Pfarrer, oder haben sich einen Tinnitus eingefangen welcher sie ewig an „den schönsten Tag im Leben“ erinnern wird. Und wenn die Braut Glück hat, braucht sie nicht alleine mit Folgeschäden kämpfen. Denn vielleicht durfte sich ihr Angetrauter beim intensiven Poltern, vorm ganzen Ort zum Affen machen und wird nun von einem massiven Trauma begleitet.

Oft überkommt mich fast die schreckliche Vermutung, dass hinter diesen Bräuchen eine gehörige Portion Feindseligkeit steckt. Man dem Brautpaar sozusagen noch „a bisserl an Hund antut“. Den beiden schon in der Früh die Anstrengungen des Tages vor Augen halten möchte, damit dieser wirklich ewig in Erinnerung bleibt. 

Ansonsten kann ich mir dieses „enorm Früh“, besonders Laut“ und „extra Extrem“ nicht erklären…. 

Aber wahrscheinlich fehlt mir das heimatliche „BrauchtumsGen“ und somit bin ich bei Brauchtumsangelegenheiten nicht unbedingt die geduldigste Person. 

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