Der Sir unter den Hunden

Ich und meine Familie sind Hundeliebhaber.

Wir besitzen eine 8 jährige Jackrussel-Mix-Dame.

Wie es der Rasse entspricht, ist sie sehr quirlig. Deswegen unternehmen wir sehr viel mit ihr und haben dabei jede Menge Spaß.

Ich vermute, sie sieht das auch so und ist mit ihrem Leben plus Umfeld glücklich. 

Obwohl sie weiß, dass sie ein Hund ist!

Seit einiger Zeit kenne ich eine neue Spezies, nämlich den „Sir der Hunde“. 

Er weiß nicht so genau wie das mit Stammbaum und Abstammung funktioniert und daher glaubt er, er sei ein Mensch. Nein, eigentlich eher ein Übermensch. Der königliche Anführer seiner Meute.

Seine Besitzer haben ihn über die Feinheiten bezüglich Mensch und Tier nicht aufgeklärt, also dümpelt er als gehobenes „Zwischenwesen“ in unserer Zeitzone herum. Dabei wird er permanent zugetextet und in alle Familiengespräche einbezogen. Dies wird nicht nur im engsten Kreise der Familie so gehandhabt – nein, das geschieht auch wenn fremde Menschen dazu stoßen. Kommt etwa menschlicher Besuch in das Reich des Hundes und seines Anhangs, wird vorerst einmal das Tier gebührlich begrüßt. Dann sofort nach seinem werten Wohlbefinden gefragt. Hat der Hund momentan keine Lust zum Antworten, übernimmt dies gewissenhaft das Herrchen oder Frauchen. Fast mit peinlichem berührt sein, wird dann eine Entschuldigung für sein mundfaules Verhalten gesucht. Dies kann vielfältige Ursachen haben, wie etwa Schlafmangel oder vielleicht auch ein vorübergehendes Verdauungsproblem. Diese Unpässlichkeit wird dann ausführlich erklärt und erörtert. Wendet sich die Aufmerksamkeit des Besuchers vom Hund weg und zu den dazugehörigen Menschen, kann dies der Sir nicht verstehen und keift beleidigt dazwischen. 

Wo kommen wir da hin? Übersehen wird so ein edles Wesen nicht gerne! 

Die Mitbewohner stecken dann sofort zurück und widmen sich wieder voll und ganz dem Chef des Hauses. 

Gekläfft wird übrigens gerne – am Tag und in der Nacht!

Mit seinesgleichen patzt sich dieser Aristokrat unter den Tieren nicht gerne an. Wenn dann nur mit deutlich schwächeren Zeitgenossen. Das ist nicht so gefährlich und bei der Gelegenheit kann er den großen Maxi raushängen lassen. 

Konkurrenzlos in der ersten Reihe, das ist sein Motto!

Die Führerrolle übernimmt er natürlich auch bei den Gassirunden mit Herrchen oder Frauchen. So kann es passieren, dass dieses Prachtexemplar nur die von ihm ausgesuchten Wege beschreitet und sein Begleiter brav hinterher trottet. 

Manchmal beschleicht mich ein schlechtes Gewissen und ich frage mich ob wir unser Wuffi in ein ebenso edles Exemplar hätten verwandeln können? 

Sie könnte dann königlich den Thron besteigen und uns gewöhnliches Fußvolk nach ihrer Pfeife tanzen lassen.

Hmmm…ich glaube nun ist es zu spät und unser Hund wird ein Hund bleiben…

 

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