Von wegen „Air Condition“

 

Letztes Wochenende verbrachte ich mit meiner Tochter und meiner Schwester ein paar Tage in Athen. 

Eine kurze Kulturreise sozusagen.

Viele Eindrücke, altes Gemäuer, freundliche Einheimische und jede Menge Touristen…

Die deutsch sprechenden Personen waren in dieser Destination nicht in der Überzahl und das hat mich nicht gestört. 

Doch in einem „hop on hop off“ Bus hatten wir die Ehre. Zwei junge Mädels stiegen zu und plapperten lautstark vor sich hin. Es ging um die Hitze. Der erste Satz klingt mir nach Tagen noch immer in den Ohren: „Von wegen Air Condition“ wurde gekränkt und mit herablassend in die Runde geschmissen. Dabei wurde heftig mit dem Stadtplan vorm Gesicht herumgewedelt und gestöhnt. Ja, es hatte circa 36 Grad und das ist ganz ordentlich. Ehrlich gesagt habe ich in dieser Jahreszeit temperaturmässig nicht viel anderes erwartet. Der Innenraum des Busses war nach oben offen und auch die Schiebefenster waren geöffnet, somit war es bei der Fahrt angenehm zugig. Natürlich heizte sich das Vehikel bei den Stehzeiten etwas auf – aber wie gesagt wir befinden uns eben im Sommer. 

Psst…bitte nicht weitersagen aber ich fand das angenehm. Anscheinend gehöre ich diesbezüglich eher einer aussterbenden Minderheit an. Unangenehm empfand ich hingegen den klimatisierten Frühstücksraum im Hotel. Den konnte man ohne Schal nicht betreten. 

Irgendwann dürfte da in den letzten 10 bis 20 Jahren etwas passiert sein, denn ich habe das Gefühl kein Mensch überlebt mehr ohne Klimaanlage. Dies auch in unseren Breiten. Geht man im Sommer in ein Geschäft hat man oftmals das Gefühl, versehentlich in einen Gefrierschrank gestiegen zu sein. Man erkennt das auch daran, dass VerkäuferInnen nun nicht mehr in hübschen Sommerkleidern im Geschäft herumhuschen, sondern mit einem Hosenanzug. Dieser könnte  locker auch im Winter, Herbst oder Frühling getragen werden. Einerseits auch praktisch, somit ist man, mit diesem universell einsetzbaren Kleidungsstück, immer gut gerüstet. 

Ich meine hier keineswegs Räume die einfach einige Grade unter der Außentemperatur gekühlt werden, um ein angenehmeres Klima zu schaffen, sondern Kälte bei der ich im Winter die Heizung anmachen würde. Am schlimmsten ist das bei Taxifahrten. Das Gebläse fährt auf Hochtouren und die Temperatur ist auf höchstens 20 Grad gestellt. Wenn man das Auto dann verlässt, braucht man kurz eine Anpassungsphase um diese Ohrfeige halbwegs elegant zu überstehen. Außerdem muss man achtgeben, dass man bei den ersten Worten, außerhalb des Autos, niemanden mit Eiswürfeln bespuckt.

Anscheinend bin ich da trendmässig etwas veraltet, denn mit diesem Extremismus hab ich Probleme. 

Ich kann mich noch an Erzählungen von Freunden erinnern, die vor Jahren durch die USA reisten. Sie erzählten von den Häusern mit Kühlschranktemperaturen der Amis, damit der etwas zu Übergewicht neigende Amerikaner nicht unnötig ins Schwitzen kommt. Damals haben wir gelacht und den Kopf geschüttelt. 

Doch nun dürfte diese Ära zu uns übergeschwappt sein – wie so vieles Brauchbares, aber auch Unbrauchbares.

Jetzt gilt auch in Europa – umso kälter umso cooler…

 

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