Was es im Schreibtisch alles zu finden gibt…

Mah – heute wird es sehr persönlich.

Ich dringe nämlich in die Tiefen und Untiefen meines Schreibtisches vor und verschone auch den dazugehörigen Kasten nicht bei dieser Expedition.

Diese Grundreinigung war notwendig, denn die Möbelstücke wurden in letzter Zeit nur mit Oberflächenkosmetik in Schuss gehalten. 

Irgendwie habe ich mich davor gescheut die Teile genauer zu untersuchen.

Den Anstoß dazu gaben mir unsere Mitarbeiter, denn in unserem Haus wurden wieder 2 Räume mit „atmenden Wänden“ für gesundes Raumklima ausgestattet und dies nahm ich dann wirklich zum Anlass, um endlich so richtig auszumisten.

Ich muss sagen, da hat sich einiges angesammelt. 

Es gibt die Lade mit den persönlichen Karten und Briefen. Dabei entdeckte ich alte Muttertags- und Geburtstagskarten meiner Kinder. Bei der näheren Betrachtung, wurde ich kurzfristig in eine vergangene Zeit zurückversetzt, die irgendwie viel zu schnell verging. 

Oder Glückwunschkarten von Freundinnen und Kolleginnen – wirklich wahre Schätze. 

Allerdings auch Erinnerungen an liebe Menschen, die uns leider viel zu früh verlassen haben…

Auch Fotos waren dabei – unter anderem das Titelfoto zu diesem Blogbeitrag, welches schon einige Lenze zählt.

Aber der große Brocken des Grauens lauerte in den Untiefen dieses Kastens.

Das waren die Unterlagen aus jener Zeit, in der ich die Obfrau einer Privatschule war und einen Privatkindergarten gründete. Dieses „Ehrenamt“ war für mich eine ziemlich kräftezehrende Zeit, welche mit vielen Erlebnissen geschmückt oder auch verschandelt wurde – je nachdem wie ich es betrachte.

Nun, in diesen unzähligen Unterlagen herumzuwühlen war für mich sehr spannend. 

Was da alles zum Vorschein kam:

Entwürfe für das pädagogische Konzept, das Leitbild sowie die fertigen Modelle, schön gedruckt und mit Fotos versehen. Bewerbungsschreiben, behördlicher Schriftverkehr, Vorstandsunterlagen, Mailverkehr mit verschiedenen Personen in ausgedruckten Form, Zeitungsartikel, Folder, Visitkarten und so weiter. 

Viele Namen kamen dabei zum Vorschein zu denen ich kein Gesicht mehr hatte. Andere waren noch sehr lebhaft in meiner Erinnerung. 

Aber das wirklich interessante daran war, dass es mich emotional nicht mehr berührte.

Anscheinend dürfte ich diese Zeit nun endlich abgehakt haben. 

Dies war sicherlich ein längerer Prozess für mich. Denn ich war doch ziemlich verstrickt in diese Unternehmung und anscheinend bin ich nicht die Schnellste beim Verarbeiten.

Damit habe ich mein näheres Umfeld sicher auch genervt, da ich oft darüber sprechen musste – meine Art der inneren Reinigung.

Also ein liebes DANKE an meine verständnisvollen Zuhörer und treuen Seelen rundherum!

Ich habe für dieses Projekt gebrannt und ziemlich viel Verantwortung in verschiedenen Bereichen auf mich genommen. Schließlich wurde mit treuen Begleitern diese Visionen umgesetzt und ich habe durchgehalten bis die Betriebe übernommen wurden. 

In meinem Buch habe ich einiges über diese turbulente Zeit geschrieben und dabei dürfte ich wirklich mit den Ereignissen abgeschlossen haben. Obwohl in dieser Schreibphase im Traum schon längst vergessene Situationen und Menschen wie Geister aus meinem Unterbewusstsein aufgetaucht sind – nun können diese ruhen. 

Ja, diese Zeit war für mich prägend und gehört zu mir. 

Die Sorgen von damals, die schlaflosen Nächte, mein damaliger ständiger Begleiter namens Migräne und so manches graues Haar und tiefe Falte haben mich geformt. 

Die positiven Erlebnisse, wie an einer Sache dranzubleiben und eine Vision umzusetzen, haben meinen Horizont erweitert. Ich durfte neue Menschen kennenlernen und mit einigen davon sogar durch dick und dünn gehen – die Erfahrung möchte ich nicht missen. 

Dies alles hat mich sicherlich auch gestärkt.

Ich habe viel über mich gelernt! Ja, das hört sich ziemlich abgedroschen an, dennoch ist es so. Ich weiß, dass ich als Leitfigur nicht unbedingt geschaffen bin. 

Mein Anspruch anfangs, alle verstehen zu müssen und es jeden so gut wie möglich recht zu machen, war dabei hinderlich um eine klare Führungspersönlichkeit abzugeben. 

Die Erkenntnis, dass ich nicht alles und schon gar nicht jeden verstehen muss, sondern dass Akzeptanz alleine auch genügt, habe ich erst spät dazu gewonnen. 

Die Tatsache, dass ich meine gesamte Energie für dieses Projekt einsetzte, zog auch die Begleiterscheinung vieles persönlich zu nehmen nach sich. Das Thema Abgrenzung war Schall und Rauch in jener Epoche. Ich befand mich zu tief in diesem Prozess um dies zu erkennen. Außerdem stelle ich mir nun im Nachhinein die Frage wie ich diesen Spagat als Mutter schaffte. 

Aber die schönste Erkenntnis ist nun jene, dass ich sogar mit Blick auf diesen Berg an Unterlagen, friedlich auf diese Zeit zurückblicken kann. 

Ein Projekt wurde geschaffen und darf weiterentwickelt werden. 

Wie? 

Das müssen die jetzigen Verantwortlichen mit ihrer Vision, ihrem Können und Gewissen vereinbaren. 

Ein guter Grundstein wurde gelegt.

Gerade im Bildungsbereich ist noch einiges an Verbesserungen möglich. Es geht um unsere Kinder und Zukunft. Mich würde es freuen, wenn mein Bestreben für einen sozialeren Umgang und ein besseres Miteinander der Kinder nach wie vor ein Anliegen dieser Bildungseinrichtungen wäre – damit die ursprüngliche Vision weiter lebt… 

Für mich ist es klar, dass dies das letzte, große, offizielle Sozialprojekt in meinem Leben war und in Zukunft auch bleiben wird. Dabei geht es mir nicht um meinen unbezahlten Einsatz und ich glaube, das können diejenigen die mich kennen sicherlich bestätigen. Sondern um die dazugehörigen emotionalen Ereignisse, die natürlich im Sozialbereich geballt vorhanden sind. Diesen möchte ich mich nicht mehr hingeben. Mein Vertrauen werde ich Menschen nun vorsichtiger schenken und dabei achtsamer mit mir umgehen. Meine offene Art, sowie mein Wunsch mit Menschen zu arbeiten, ist in den Hintergrund gerückt. Das ist reiner Selbstschutz, den ich als ziemlich sensibler Mensch anscheinend brauche.

Trotzdem sage ich DANKE zu dieser Erfahrung! 

Nun kann ich diese Unterlagen endlich wegpacken…

 

Mehr gibt es in meinem Buch: „Mann, bist du gut, Frau!“ um € 19,90.

Zu bestellen unter: marlies@herbsthofer.com (Zustellung „frei Haus“)

 

4 Gedanken zu „Was es im Schreibtisch alles zu finden gibt…

  1. Ja, kann echt gut nachvollziehen, wie viele Prozesse den langwierigen und mühsamen Bewältigungsapparat begleiten… war ja auch im Boot 🙂 … und wenn ich dein Buch durchstöbere, entweicht mir immerwieder ein Stirnrunzeln, ein Kopfschütreln mit geweiteten Auge oder ein gedankliches „wie ist das nur möglich????“ trotz mancher hirnzerwuzelnder Herausforderungen, möchte ich – so wie du – keinen Tag missen 😉 …. hab so viele liebe Menschen in dieser Zeit kennengelernt, die ich heute noch gerne sehe 🙂 🙂 🙂 … und das erfüllt mich tatsächlich immer noch mit Freude!!!!

    1. Ja, liebe Elke, es war ein Prozess mit vielen Höhen und Tiefen… 😉
      Bereichernd, lehrreich, informativ, aufschlussreich, spannend, interessant, fordernd, freundschaftlich, verstörend, lebendig und menschlich… 🙂

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