Hilfe – das Pubertier zieht um die Häuser!

 

Hilfe, nun ist es soweit – unser großes Kind, welches vom Pubertier (nachzulesen auch in meinem Blog: Das Pubertier – es lebt!) nun voll und ganz okkupiert wurde, hat die Welt des Ausgehens entdeckt.

Es hat 16,5 Jahre gedauert bis unser Ältester den Drang zum nächtlichen Herumstrawanzen äußerte.

Und dies geschah von einer gefühlten Millisekunde zur nächsten. 

War es im Sommer für ihn noch undenkbar eine Veranstaltung zu besuchen, ist dies nun dringend notwendig und existenziell.

Natürlich haben wir diese Metamorphose bei sämtlichen seiner Altersgenossen schon beobachtet.

Doch auf frühere Fragen ob er nicht den Wunsch verspüre die ein oder andere Feier zu besuchen, sah er uns nur verdutzt an. Meist unterstützte er diesen verdatterten Blick noch mit der Frage – was er denn da machen sollte. 

Somit war das Thema abgehandelt. 

Die Wochenenden gestalteten sich wie gewohnt ruhig und im Familienkreis.

Kamen zufällig das Thema Disco oder Konzertbesuche zur Sprache, wurde dies von ihm immer vehement abgelehnt. So etwas würde er, als ausgesprochener körperbewusster Gesundheitsapostel seinen Ohren nie antun. Knicken doch bei Lärm die empfindlichen Härchen der Hörsinneszellen um, wobei die Sinneszellen drunter sterben ab. Außerdem hasst er Rauchgeruch – dies ist ja bekanntlich ebenfalls schädlich, auch für den Passivraucher.  

Ja, ja so gesehen hatten wir ein recht ruhiges Leben mit unserem vernünftigen, gesundheitsfanatischen Sohn. 

Doch nun ist alles anders. Er kam von der Schule heim und erklärte uns, dass er am Wochenende zu einer Veranstaltung gehen möchte. Noch dazu einer Festivität deren Niveau ich nicht im oberen Ranking meiner kulturellen Vorstellung von Begegnung einzureihen vermag. 

Ich fiel aus allen Wolken! 

Nun weiß ich was Hirnforschern meinen, wenn sie uns vom kompletten Umbau des Gehirns in der Pubertät erzählen. Aber ehrlich, dass dies in solch einer Windeseile passiert hätte ich nicht geglaubt. Ich würde die Forschung bitten dies auch immer wieder in ihren Berichten zu erwähnen! So mancher Überraschungseffekt könnte bei Eltern, durch diese Vorwarnung ausbleiben. 

Nun sind laute Discomusik, auch mit der Gefahr der umgeknickten Härchen und das Einatmen von nikotingeschwängerter Luft kein Thema mehr. Wahrscheinlich ist diese Problematik nicht einmal mehr irgendwo im Bewusstsein aufzufinden. Diese Ängste dürften der Vergangenheit angehören. 

Bei der Erklärung, dass er nicht wusste welchen Spaß tanzen macht, ist mir wahrscheinlich das Gesicht für einen Augenblick entglitten. Sogar vor Karaoke schreckt dieses Kind nicht zurück.

Wer hätte das gedacht?  

Wie kann sowas passieren?

  

Inzwischen sind schon ein paar nächtliche Ausgänge absolviert. Er hat sich an alle Vorschriften gehalten und es hat ihm eine Menge Spaß gemacht. Angesichts der sozialen Kontakte und dem Ausgleich zum anstrengenden Schulalltag freue ich mich natürlich für ihn. Es werden sicher auch Ausrutscher kommen und ich hoffe einfach nur, dass er trotzdem irgendwo im letzten Winkel seines umgebauten Gehirnes die Lade mit der Aufschrift „Achtung Grenze“ findet und diese auch erkennen kann. 

Die schlaflosen Nächte erinnern mich allerdings an die Anfangszeit unseres Zusammenlebens und ich frage mich wie die Zeit so schnell vergehen konnte…

 

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