Verrückt

Irgendwie hat sich in der letzten Zeit das Wort „verrückt“, in Bezug auf meine Person, öfter bei mir vorgestellt. Ja, ich weiß auch nicht, aber anscheinend bin ich etwas von der Norm abgerückt – also verrückt. Besonders interessant ist nun, dass auch meinem Mann dieses Wort vielfach um die Ohren geschleudert wird. Auch er dürfte dieser Spezies angehören! Nun wird mir auch klar warum wir beide schon seit ziemlich langer Zeit als Paar recht gut harmonieren. 

Wir sind eben verrückt! 

Ich kann allerdings als Betroffene verraten, dieser Zustand bringt keinerlei körperliche Schmerzen mit sich. Alle Körperteile sind am richtigen Ort angebracht und funktionieren recht brav – auch wenn man bedenkt, dass wir uns nicht mehr unbedingt als Jungspunde bezeichnen können. Es dürfte eher unser Verhalten gemeint sein, welches so manchen Mitmenschen dazu veranlasst uns mit dem Stempel „verrückt“ zu zieren. 

Auch unsere Denkweise stößt da bei einigen auf Unverständnis. 

Ich versuche nun meinen Mann aus meinem Blickwinkel zu betrachten, um seine Verrücktheit zu erkennen und zu verstehen. Auf meine eigene Situation ein Auge zu werfen, fällt mir nämlich schwer. Anscheinend funktioniert Selbstreflexion in diesem Fall eher schlecht. Dabei entsteht wahrscheinlich die Gefahr, dass ich mein Verhalten als „normal“ bezeichne, weil ich ja schon so lange mit diesen Gegebenheiten lebe.

Ich möchte aber gleich vorwarnen, dass angesichts unserer etwas aus der Norm geratenen Symbiose, die Betrachtungsweise meines Partners eventuell ebenfalls von einer gewissen Objektivität abweichen könnte.

Seine Andersartigkeit dürfte sich in manchen Handlungen zeigen. Er ist ein großzügig denkender Mensch. Dies meine ich jetzt nicht nur in materiellen Bereichen, obwohl er auch hier eher der Kategorie „extrem großzügig“ zuzuordnen ist – nein, ich meine das auch in Bezug auf Visionen. Er versteht es beruflich, aber auch privat, seinen Visionen treu zu bleiben und klar darauf hinzuarbeiten. Ohne Kompromisse und geradlinig! 

Das bewundere ich an ihm – diese Klarheit fehlt mir oft und deswegen gibt es bei mir häufig ein paar Umwege bis zum Ziel. Außerdem darf man ihn in die Kategorie zuverlässig und loyal einordnen. Das gefällt mir besonders gut, denn diese Eigenschaften dürften bei mir ebenfalls in meinem Innersten ein Platzerl gemietet haben und somit zu mir gehören. Wobei ich mir gar nicht so sicher bin, ob diese Eigentümlichkeit manchmal eher der Kategorie Bürde zuzuordnen ist, und nicht unbedingt eine positive Bereicherung darstellt. Dies ist aber nur ein „verrücktes“ Gefühl, welches nach zahlreichen Erlebnissen, mit menschlichen Verbindungen geschuldet ist. Bedauerlicherweise kann dieses loyale Verhalten, wenn es in einem wohnt, nicht entfernt werden – auch nicht chirurgisch. Damit müssen wir nun leben. Bei manchen Menschen kommt dieses Benehmen doch ganz gut an, denn das Gegenüber hat somit einen treuen Unterstützer.  

Soll sogar heutzutage hin und wieder recht gut punkten!

Ein weiteres Indiz seiner Verrücktheit könnte sein, dass er über die gleichen Dinge lachen kann wie ich – somit muss ich zugeben, das ist sehr verdächtig. 

In verschiedenen Lebensfragen sind wir uns ebenfalls einig und schwimmen in die gleiche Richtung! Wenn das auch offensichtlich nicht die gängige Richtung ist, stellt für uns oft dieser schräg anmutende Weg dennoch die beste Alternative dar. Ja, wenn man das nun auf sich wirken lässt, kann man schon verstehen, dass wir nicht unbedingt als „normal“ zu bezeichnen sind. 

Und ehrlich gesagt: Es lebt sich „verrückt“ auch nicht schlecht…

 

Weitere Geschichten in meinem Buch: „Mann, bist du gut, Frau!“ zu bestellen auf Amazon oder direkt bei mir marlies@herbsthofer.com (frei Haus)

4 Gedanken zu „Verrückt

  1. Liebe Marlies,
    ich finde das Wort „ver-rückt“ ja schon sehr interessant und muss feststellen, dass mir die „Verrückten“ meist sehr sympatisch sind – ich werde doch nicht selber auch „verrückt sein“ 🙂

    lG
    Helga

    1. Danke für deinen Kommentar, liebe Helga!

      Naja, das kann ich als Betroffene schwer beurteilen…allerdings ist es eh egal…Hauptsache glücklich 😉 🙂

      Ganz liebe Grüße
      Marlies

  2. Wunderschöne Worte! Ich hoffe, dein Mann liest fleißig deinen Blog und dein Buch und weiß zu schätzen wie viel Liebe in den Zeilen steckt.

    1. Danke, für deinen lieben Kommentar! Ja, mein Mann liest alle meine Blogs…er ist mein „Erstleser“ und „Erstkritiker“ 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert