Nein zu Wischiwaschi

Das letzte Mal schrieb ich über „jedermanns Liebling“. 

Da beleuchtete ich diese freundlichen, biegsamen Geschöpfe, welche immer versuchen es allen recht zu machen und dabei selbst auf der Strecke bleiben.

Heute gehe ich einen Schritt weiter.

Ich schreibe nämlich über die Fähigkeit und Größe, wenn wir uns für schwächere Mitmenschen einsetzen.

Jemanden in die Schranken zu weisen, um seine eigenen Bedürfnisse zu beachten, ist Selbstschutz und dazu braucht man etwas Courage. 

Anderen den Rücken zu stärken, erfordert jedoch noch mehr Mut und Geradlinigkeit. 

Einem Menschen, wenn es notwendig ist, ohne Wenn und Aber zur Seite zu stehen, ist nicht immer einfach.

Das sind jene Situationen im Leben, in denen wir offen unsere Meinung sagen sollten.

Begebenheiten, bei denen wir uns gegen eine Ungerechtigkeit auflehnen müssen, um jemanden zu unterstützen – oder gar zu schützen.

Wenn wir hinsehen, anstatt wegzugucken und in Konfrontation mit anderen Menschen gehen, oder gar mehreren, damit wir einen Betroffenen verteidigen.

Kennt ihr solche Situationen im Leben? 

Wenn ihr spürt, ihr solltet euch jetzt hinter einen Mitmenschen/KollegIn/FreundIn stellen um ihn/sie vor einer Ungerechtigkeit zu bewahren? 

Sich vielleicht sogar gegen eine Mehrheit zu positionieren, weil das Geschehen eben nicht dem eigenen Ethikempfinden entspricht? 

Ich kenne diese Gegebenheiten sehr wohl. 

Umstände, in denen ich hätte reagieren sollen, um eine Ungerechtigkeit aufzuhalten und leider nicht wirklich handelte. 

Weil ich überrumpelt wurde, oder in dieser Situation überfordert, sowie hilflos war.

Danach fühlte ich mich nicht wohl – eigentlich sogar regelrecht schlecht. Ich war enttäuscht von mir selbst. Bei solchen Vorkommnissen war ich zweigeteilt und verspürte eine gewisse Ohnmacht und hatte schließlich gekniffen, anstatt einzugreifen. 

Mein Gerechtigkeitsempfinden hat mir dies nur schwer verziehen und es blieb ein bitterer, lang anhaltender Nachgeschmack. Mein kleiner Rebell verdaute solche Vorkommnisse ebenfalls sehr schlecht. 

Aber ich dürfte mich mit den Jahren doch entwickelt haben. 

Hoffe ich zumindest! 

Denn oft reicht es schon, wenn man klar sein Unbehagen ausdrückt und dabei artikuliert, 

dass man mit dem Verhalten oder der Situation NICHT konform geht. 

Also praktisch ein NEIN ausspricht – für einen anderen Menschen. 

Ich denke mir, wenn wir uns dessen bewusst werden und danach handeln, dann dürften wir einiges erreichen. Der hierzulande sehr beliebte Volkssport „Mobbing“ könnte dadurch sicherlich etwas eingedämmt werden. 

Wenn sich wenigstens ein „Wegseher“ auf die Seite des Opfers stellen würde, um den Täter die Stirn zu bieten – was könnte geschehen? 

Vielleicht würden einige Mitläufer sich ebenfalls anschließen und nicht die Unsichtbaren spielen? Diejenigen, die froh sind nicht selbst das Opfer zu sein und sich in der grauen Masse verstecken, es dann eventuell doch wagen hervorzutreten, um eine Ungerechtigkeit zu verhindern?

Ich glaube, dass dies möglich wäre! 

Da könnten wir viel bewegen und so manchen Opfern das Leben erleichtern – oder gar unzählige Stunden einer Psychotherapie ersparen.

Ja, vielleicht waren es diese Situationen in meinem Leben, die mich noch sensibler für solche Themen machten. Den Mund aufzumachen und aus ethischen Gründen zu einem Menschen zu stehen.

Mit einer Wischiwaschi Haltung, die sich immer nach dem Gegenüber oder gar dem Stärkeren, wie ein Windsack im Sturm oder auch nur einem lauen Lüfterl dreht, macht unglaubwürdig. 

Dabei verliere ich meine Würde und Glaubhaftigkeit!

Eine aufrechte Haltung braucht eben Rückgrat.

Spätestens wenn es um Werte geht, welche man nicht vertreten kann, außer mit der Fähigkeit einer unmenschlichen Verbiegungskunst die einem Schlangenmenschen gleicht, muss man laut STOPP sagen.

Dieses Chamäleonverhalten ist angenehm, aber unmenschlich.

Gerade heutzutage ist es wichtig den Mund aufzumachen!

Besonders schlimm empfinde ich das Verhalten und die übergriffigen Tendenzen auf den Seiten der sozialen Medien.

Da gibt es Postings, die wissentlich Falschmeldungen verbreiten, um den Mob aufzuhetzen.

Und darunter findet man Kommentare, bei denen mir Zweifel an der Spezies „Mensch“ hochkommen. 

Dies nicht nur wegen der oft bis zur Unkenntlichkeit verzerrter und durch Fehler triefender Schreibkünste – sondern wegen des üblen Inhalts.

Das hat nichts mit dem Kundtun anderer Meinungen und Haltungen zu tun.

Nein, sondern mit der Art und Weise wie das passiert. 

Da werden Minderheiten diffamiert oder persönlich auf tiefstem Niveau angegriffen, beschimpft und sogar bedroht.

Ohne zu hinterfragen, oder die Quelle ausfindig zu machen wird mit der großen Empörungskeule  rundumgeschlagen.  

Was ist da los?

Der geschützte Rahmen macht anscheinend so mutig, dass der grindige Lurch aus allen Ecken und Ritzen hervorquellen kann. 

Hier mit Kommentaren zu kontern ist nicht einfach, denn der unterirdische Ton macht sprachlos.

Auf diese Ebene zu steigen funktioniert nicht. 

Denn nach einigen Versuchen so einen „Sprachextremisten“ in die Schranken zu weisen, habe ich gelernt, dass ich daran nur scheitern kann. 

Diese Diskussionen sind vergeudete Mühe.

Meine Handhabe ist, diese Menschen auf meiner sozialen Medien-Seite zu entfernen. 

Sie zu ignorieren, blockieren und auch zu melden!

Hiermit sage ich öffentlich, zu dieser menschenverachtenden Gruppe laut und deutlich: NEIN!

 

 

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