Heiße Luft

 

Ich glaube es gibt ziemlich viele Zeitgenossen, die durch Dampfplauderei eine Menge heiße Luft produzieren.

Eigentlich schade, dass man diese nicht zur Herstellung von Strom nutzen kann. Denn in Tagen wie diesen könnte der Planet Zusatzenergie gut gebrauchen.  

Mit solchen Plauderern meine ich nicht nur unsere gewählten Politikerbediensteten. 

Wie wir wissen, sind diese Menschen durch gewiefte Kommunikationsexperten bestens geschult und schaffen es, ewig lange Ansprachen ohne viel Inhalt zu verbreiten. Außerdem beherrschen sie die Kunst, in Interviews aalglatt auszuweichen ohne sich festzulegen, oder gar für etwas einzustehen. 

Natürlich fehlen in diesem luftleeren Raum keineswegs die reißerischen Floskeln, die Mann und Frau gerne hören möchten. Dabei dürfen sie brav mit dem Kopf nicken und sich zutiefst verstanden fühlen. Diese altbewährten Phrasen werden erfolgreich seit Jahren als Fraß dem breiten Publikum vor die Füße gekotzt. Das funktioniert ziemlich gut, denn solches Gewäsch ist immer schnell einsatzbereit und vermag von wahren Problemen gut abzulenken.

Ähnliche Schwafler gibt es allerdings auch im Alltagsleben.

 

Ich kann mich an eine Bekannte erinnern, die es verstand einen bei den geringsten Entscheidungsfragen, ewig mit zahlreichen Eventualitäten vollzuquatschen. 

Da konnte es passieren, dass man beispielsweise in die Farbauswahl der neuen Küchenvorhänge involviert wurde. In diesem Gespräch durfte man in ungeahnte Tiefen und Untiefen der psychologischen Farb- und Beschattungswelt vordringen, sowie technische Herausforderungen mehrfach theoretisch lösen. Gab man dann seine bescheidene Meinung dazu ab, wurden jedoch sicherheitshalber alle Bekannten und Verwandten befragt und das Thema wurde auf Dauerschleifenmodus von hinten nach vorne durchgekaut. Irgendwann geht einem die Energie aus und es besteht die Gefahr sich einfach der Meinung der Mehrheit anzuschließen, nur um einer weiteren Fragerunde zu entkommen und endlich Ruhe zu haben. Ich habe festgestellt, dass diese spezielle Ausprägung unserer Spezies sowohl in männlicher als auch in weiblicher Form auftreten kann. Man spürt förmlich wie einem bei solchen Gesprächen nach gewisser Zeit die Kraft entfleucht  und man zu allem am liebsten nur mehr „Ja“ und „Amen“ sagen würde, um diesen geballten theoretischen Wortschwall zu entgehen. 

In die Umsetzung ihrer endlos beleuchteten Ideen, kommen diese Menschen dann eher selten, denn dafür gibt es wieder Unmengen an Gegenargumenten und manchmal hat man das Gefühl, darüber zu reden ist einfach erfüllender als wirklich zu handeln. Übrigens aus dem oben erwähnten „Vorhangdesaster“ wurde dann doch keine Neuanschaffung, denn nach vielfachem Betrachten der Problematik konnten die bereits vorhandenen Jalousien für perfekt erklärt werden.

Sowas kann natürlich vorkommen und man darf auch nicht enttäuscht sein, wenn nach einem endlosen Marathon, dann wieder alles verworfen wird. 

Das ist natürlich ein gutes Recht dieser Plaudertaschen, aber irgendwie trotzdem zermürbend. 

Anhand der andauernden Aufmerksamkeit, der geschenkten Gehirngrütze, der zur Verfügung gestellten Energie und der verschleuderten Zeit, die man netterweise investiert hat, darf der Ratgeber dies dann besser nicht hinterfragen und schon gar nicht persönlich nehmen. 

Außerdem kann man sicher sein, dass die nächste Entscheidung plus einhergehender Diskussion sicher schon in den Startlöchern scharrt und man wieder gerne als Berater eingesetzt wird.

 

Ja, da muss man manchmal auf seine guten Manieren vergessen, sich zurückziehen und dabei hoffen, dass dieser Mensch ein neues Opfer findet….

 

Mehr Geschichten rund um den ganz normalen „Alltagswahnsinn“ gibt es in meinem Buch: „Mann, bist du gut Frau!“ zu bestellen unter marlies@herbsthofer.com um € 19,90 frei Haus 🙂

 

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