Geburtstags-Bilanz

In dieser Woche ist es wieder soweit, denn es jährt sich mein Jahrestag auf diesem Planeten. 

Um genau zu sein sind es jetzt 53 ganze Jahre.

Ich bin dankbar, dass ich in diesem schönen Monat geboren wurde.

Obwohl mein bevorzugter Tag ja die Sommersonnwende wäre, habe ich die Ankunft zu diesem magischen Datum nicht ganz geschafft. 

Vielleicht konnte ich mich damals nicht entscheiden ob ich es schon wagen sollte, oder lieber doch nicht – also habe ich etwas später den ersten Schrei vollbracht…

Erstaunlich finde ich mittlerweile auch die Anzahl der Jahre. 

Zählt man nämlich von 1 bis 53, hat man schon a bisserl zu tun.

Das Komische an der Zeit ist jedoch, dass die letzten Jahre vergangen sind, als hätte es sich dabei um eine Handvoll läppischer Monate gehandelt.

Aber das haben „ältere“ Menschen schon immer behauptet – diese Aussagen habe ich in meiner Kindheit oft gehört. Ich habe das Gefühl dieses Phänomen des rasenden „Zeitturbos“ schleicht sich irgendwann zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr in unsere Biographie.

Nun gehöre ich ebenfalls, unwiderruflich dieser Fraktion an!

Ein weiteres Indiz für mich, dass ich nun eine gewisse Altersgrenze überschritten habe, ist mein etwas sentimentaler Hang rund um meinen Geburtstag. Dabei ertappe ich mich beim Innehalten und Bilanzieren der vergangenen Jahre. 

Früher waren diese „Jubeltage“ einzig und alleine dazu da, um ausgiebig gefeiert zu werden. 

Auch das hat sich offensichtlich geändert.

Nun tauchen Fragen auf, manche kann ich gut beantworten – andere sind mir nach wie vor ein Rätsel…

Was habe ich gelernt in all den Jahren?

Ich behaupte, ich habe mich ganz gut kennengelernt. 

Manche werden jetzt sagen: Das wird ja eh höchste Zeit! 

Da habt Ihr sicherlich vollkommen recht. 

Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich wirklich schon alle Ecken in mir kenne. 

Vielleicht kommt noch irgendwo eine Kuriosität zum Vorschein, die bis heute noch nicht von mir entdeckt wurde. 

Wer weiß? 

Und mal ganz ehrlich – wer kennt sich schon wirklich in- und auswendig?

Aber das macht die weiteren Jahre etwas spannender.

Ich habe auch gelernt etwas besser auf mich aufzupassen und meine Grenzen zu respektieren. 

Dies gilt in allen möglichen Lebenslagen. 

Beispielsweise war ich vor etwa zwei Jahren noch drauf und dran mein Laufpensum wöchentlich in die Höhe zu treiben, um irgendwann doch noch ein Lauf-Event (natürlich erfolgreich) zu bestreiten. Mit der Folge, dass ich damals im Herbst die Einheiten auf zweimal 10 Kilometer und einmal 18 Kilometer hochschraubte. Dies hielt ich nur einige Wochen durch, danach streckte mich eine langwierige Erkältungswelle den ganzen Winter nieder. 

Na ja, in Wirklichkeit war mir dies schon vorher bewusst, dass Sporteinheiten, die mit dem Messen und einem Wettkampf zu tun haben, für mich nicht gut sind. Mein Anspruch an mich und mein Ehrgeiz übernehmen dabei die Führung. Endlich habe ich das für mich erkannt und akzeptiert!

Diese Einsicht verstärkte letztens meine absolute „Kolumnen-Göttin“ Polly Adler, mit ihrem wöchentlichen Beitrag im Kurier, als sie schrieb: „Verbissenheit und selbstauferlegter Druck sind die Todfeinde der Kreativität“. Und: „Ehrgeiz ist die Wurzel aller Hässlichkeit.“ (Oskar Wilde). 

Ich hoffe mein Zurückrudern in diesem Bereich kommt nicht zu spät, denn schöner werde ich in der nächsten Zeit, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, sowieso nicht. Das liegt mit der Anhäufung von Lebensjahren irgendwie auf der Hand und es wäre doch schade, wenn der Ehrgeiz auch noch sein Scherflein dazu beigetragen hätte…

Nun laufe ich zwar noch immer – aber wie es mir Spaß macht, die Gesundheit zulässt und vor allem verzichte ich auf die „Must-have“ Sportuhr. Diese Zwänge habe ich auch in anderen Lebensbereichen abgelegt. 

Manches lässt sich nicht vermeiden, doch anderes darf man zum reinen Selbstschutz durchaus ablehnen. 

Aus meinem Leben haben sich auch einige Blender und Perfektionisten verabschiedet. Keine Ahnung wie das im Endeffekt passiert ist – aber im Nachhinein muss ich feststellen, dass dies ganz schön viel Druck von mir genommen hat. 

Vielleicht lag das daran, dass ich solche Leute oft bewunderte, ja, sie sogar für die Meister ihres Lebens, ihres Körpers, ihres Jobs, und sowieso und überhaupt allem hielt. 

Doch irgendwann kam der Moment indem ich hinter dieser Perfektion die Abgründe sehen durfte und mir wurde klar: Es ist nicht alles Gold was glänzt.

Jedoch musste ich anscheinend diese Erfahrungen selbst machen, denn hätte mir jemand jene Weisheit verraten, wäre ich wahrscheinlich trotzdem geblendet und ungläubig geblieben. 

Ich merke auch, dass ein gewisser Ausgleich mich immer wieder stärkt. 

Extremes Handeln, Denken und Sprechen werden mir immer suspekter sowie unsympathischer. Manches braucht eben mehr Aspekte und das Einseitige ist eben auch nur eine Seite der Münze. Allerdings weiß ich auch, dass ich nicht alles und jeden verstehen muss. 

Diese Freiheit habe ich ebenso. Denn wie oft steckt man Energie in Menschen und Situationen die einen wissentlich nicht guttun und trotzdem hört man sich geduldig deren „Weisheiten“ an. Schade um die Zeit – und diese ist für uns alle eben begrenzt. 

Diese Tatsache fällt mir gerade an solchen Tagen auf. 

Wer weiß schon wie lange ich hier noch mitmische? 

Sollte ich dann in dieser Zeit nicht versuchen glücklich und zufrieden zu sein, sowie halbwegs positiv durch die Welt zu wandeln? 

Obwohl mir schon bewusst ist, dass nicht immer alles optimal „Super-Überdrüber“ ist. 

Auch wenn ich mir die positivste Affirmation, mit großen Buchstaben auf den Spiegel klebe, um mich am Morgen schon einzugrooven, gibt es trotzdem graue Tage ohne Sonne. 

Aber ich glaube, so ist das Leben und Ehrlichkeit ist auch hier angebracht. 

Allerdings bin ebenso überzeugt, dass alles seinen Grund hat und diverse Herausforderungen uns im Endeffekt stärken und prägen. 

Ein Wunsch von mir ist es, mit Würde zu altern. Ich weiß, das hört sich ziemlich abgedroschen an. Trotzdem wünsche ich mir das für meinen Körper, meinen Geist und auch das Drumherum. Damit meine ich die Optik. Bei aller „Reife“ bin ich doch, oder gerade deswegen, mit so manchen Unzulänglichkeiten in diesem Lebensabschnitt konfrontiert. Alles „funzt“ nicht mehr so wie vor 30 Jahren und dazu kommen noch einige Wehwechen. Aber auch hier möchte ich mir so gut es geht treu bleiben. Meine Furchen in meiner Denkerstirn annehmen und die Lachfalten um meine Augen ebenso. Genau das spiegelt mich wider – beträchtliche Grübeleien (mitunter Tag und Nacht)  aber ebenso auch unzählige Lacher. 

Hier möchte ich die britische Autorin Laurie Penny zitieren: „Wenn alle Frauen dieser Erde morgen früh aufwachten und sich in ihren Körpern wirklich wohl und kraftvoll fühlten, würde die Weltwirtschaft über Nacht zusammenbrechen.“ Diese Botschaft hat mich so beeindruckt und nachdenklich gemacht, denn das betrifft alle Altersstufen. 

Welche Ratschläge oder Erkenntnisse würde ich heute, im Nachhinein, der jungen Marlies mitgeben?

Was würde ich gerne jungen Menschen oder meinen Kindern raten?

Glaub an Dich!

Jeder ist gut genau so wie er ist!

Dabei darf man aber am Boden bleiben – unbegründetes Abheben kann mitunter, bei der Ladung, schmerzlich sein. 

Wünsche, Ideen und Träume lass nie sterben, sondern versuche sie zu verfolgen. 

Vertraue, dass alles am Ende gut wird und meist seinen Sinn hat.

Steh zu Dir.  

Umgib Dich mit Menschen, die Dir guttun, Dich verstehen, die Dich motivieren und unterstützen, aber auch so annehmen wie Du bist. 

Lass Dich nicht einschüchtern – denn schließlich wird überall nur mit Wasser gekocht.  

Sei mutig und probiere Neues aus, auch wenn Du dabei den vorgegebenen Weg verlassen musst. Gestehe Dir Fehler zu, lerne daraus. 

Scheitern darf sein. 

Lege die Messlatte der eigenen Ansprüche nicht zu hoch, denn meist sind wir selbst die strengsten Richter. Sprich über Deine Probleme, denn meist gibt es Auswege und oft hilft auch schon das Verständnis des Gegenübers.

Aber das WICHTIGSTE und das ist auch das was ich meinen Kindern von ganzen Herzen wünsche: Sei glücklich und zufrieden!

Würde ein Großteil der Menschen so leben, könnte die Welt etwas anders aussehen.

Und diese erfüllenden Parameter finden wir nur in uns – nicht im Außen und schon gar nicht an den vorgegaukelten, glücklich machenden Konsumgütern – auch wenn sie noch so luxuriös daherkommen.

Sei nicht zu streng mit Dir. 

Hab Verständnis für Deine Liebsten und auch für Dich selbst. 

Respektiere alle Menschen und Lebewesen. 

Behandele jeden so wie Du selbst gerne behandelt werden möchtet. 

Akzeptiere aber auch, dass es Menschen gibt, mit denen man einfach nicht zusammenpasst.

Du brauchst ebenso nicht „Everybody’s Darling“ zu sein. 

Das funktioniert nicht.

Dazu fällt mir immer der Textteil von Nena aus ihrem Lied „In meinem Leben“ ein:

„Ich liebe manche Menschen

und manche lieben mich

und die, die mich nicht lieben

die vermisse ich nicht…“

So, das war heute sehr ausschweifend aber irgendwie ein Versuch eine Zusammenfassung aus meiner Gedankenwelt zu schreiben!

Danke, für Dein Mitlesen!

Danke, all meinen treuen Seelen rundherum…

Das Leben ist schön! 🙂

Nachsatz:

Ich hatte heute einen Termin beim Hautarzt.

Die komische Wucherung am Unterarm, war eine „harmlose“ Alterswarze!

Jetzt bin ich aber beruhigt… 😉

So, nun ist aber wirklich Schluss! 🙂

 

Mehr Geschichten gibt es in meinem Buch „Mann, bist du gut, Frau!“ zu lesen. Bestellungen nehme ich gerne unter: marlies@herbsthofer.com entgegen und sende das Buch ratzfatz „frei Haus“ zu!

   

2 Gedanken zu „Geburtstags-Bilanz

  1. obwohl ich schon um ein ganzes jahr älter bin, kann ich den gedanken recht vollinhaltlich zustimmen.
    und ein verbales ‚daumen hoch‘ …

    lg
    gertrude

    1. Das freut mich sehr! Herzlichen Dank, für das Feedback und den „Daumen“ ;-)!

      Liebe Grüße
      Marlies 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert